Die Symbolik des Elements Feuer (huo):

Holz nährt Feuer – während sich die Holzenergie im Frühjahr in alle Richtungen wachsend schön ausgedehnt hat ( man stelle sich Blumen oder Bäume dabei vor), so entzündet Holz nun langsam aber beständig die Flamme des Feuers: es beginnt immer kraftvoller zu brennen, lodernd und aufwärts strebend, direkt nach oben.
Feuer ist von je her ein Begriff mit großer symbolischer Kraft. So ist es unberechenbar und lässt sich nur mit hoher Umsicht kontrollieren. Ein Feuer, das außer Kontrolle gerät, wird sehr schnell zur Gefahr, denn es kann alles vernichten.
Feuer hat aber auch lebensspendenden Charakter: es wärmt uns, und hilft uns die Kälte des Winters zu überstehen. Die wärmenden Sonnenstrahlen locken  Pflanzen und Getreide aus dem Erdreich heraus ans Licht, und lassen alles wachsen, erblühen und reifen.
Seit Urzeiten galt das Feuer als „heilige Kraft“ und wurde vielfach in den heiligen Stätten der Menschheit verehrt. Es existierten bei den Naturvölkern sogar Feuer-Rituale – und/ oder Opfer, um sich mit dieser mächtigen Kraft zu verbinden und sich vor ihrer unberechenbaren Seite zu schützen.

Die Farbe des Feuers ist rot. Der Lebensabschnitt ist das junge, beginnende Erwachsenenalter.
Im shou gua, der Besprechung der Elemente heißt es:
„Alle Wesen stehen im Zeichen von Gen. Gen ist der Osten. Sie wachsen im Zeichen sun, das im Südosten steht. Sie erreichen ihr volle Reife in der Helle und Wärme von li, dem Symbol des Feuers und des Mittags.“
Feuer ist die Zeit des Verliebtseins, des Aufbaus, des Durchstartens, der erwachenden Sexualität. Neugierde und Kreativität zählen dazu. Die Lebensfreude „glüht“, aber auch  das Streben nach Erkenntnis und Klarheit. Die Qualität dieser Energie äußert sich im erhitzenden Sommer häufig durch Lachen, Tanzen und Ekstase.

Das Feuer-Element mit seiner Hitze verbraucht viel Yin und Körperflüssigkeiten, die wir beispielsweise beim Schwitzen verlieren. Die kann zur Austrocknung führen. Der Fluss des Blutes wird beschleunigt, und wir verbrauchen sehr viel Qi.

Die Körperflüssigkeit des Feuers ist der Schweiß. Vermehrtes oder zu weniges Schwitzen deutet also meist auf eine Störung im Element Feuer hin.
Die betroffenen Meridiane und Organe sind Herz und Dünndarm, dazugehörend das arterielle System und die Zunge. Ihr kennt doch die Redewendungdes Volksmundes: „ Es brennt ihm auf der Zunge“ oder: „Er trägt sein Herz auf der Zunge“.

Das Herz ist der Regent aller Wandlungsphasen – und er sollte sein Volk einsichtig und verständnisvoll leiten.
In der Schulmedizin wird das Herz meist getrennt und einzeln behandelt – wenn es schwach ist, wird seine Effizienz mithilfe von Medikamenten oder eines Herzschrittmachers wieder reguliert.
Ganzheitlich betrachtet verhält es sich hingegen so, dass sämtliche Organe erkranken, wenn das Herz ( der Regent) an Kraft und Stärke verliert.

Im 4.Kapitel des „Suwen“ steht zur Beschreibung des Feuers:
„Die Energie des Südens ist rot.
Sie dringt ins Herz hinein und tritt an den Ohren wieder hinaus.
Ein teil dieser reinen Energie bleibt im Herzen;
Stört man sie, so ruft man eine Erkrankung aller anderen Organe hervor.“
Die einzigen Organe, die selbst die Schulmedizin mit dem Herzen verbinden, sind die Nieren. Das „kardio-renale System“ beschreibt die Funktionseinheit des Herzens zu den Nieren.

Die zugeordneten Emotionen des Feuers sind: Begeisterung, Begierde, Wissensdurst, Interesse – und natürlich die Freude und auch die Liebe, deren seelische Entsprechungen die Intuition, geistige ( = emotionale und denkend) Klarheit sowie Mitgefühl sind.
Die Geschmacksrichtung des Elementes Feuer ist bitter, der Finger des Herzens an der Hand ist der kleine Finger, im Zhineng Qigong jedoch der Mittelfinger, auf dem mehrere Reflexpunkte zur Herzgesundheit zu finden sind.
Der Herzmeridian jedoch beginnt in den Achselhöhlen und verläuft an der Innenseite des Armes bis zum inneren Nagelfalz des  kleinen Fingers. Als nährender Yin-Meridian ist sein Qi-Fluss von unten nach oben, also von „Mutter Erde“ hoch Richtung „Vater Himmel“.

Das Feuer-Element  unterscheidet sich von den anderen Elementen durch eine Besonderheit: auf organischer Ebene wird es nicht nur durch Herz und Dünndarm repräsentiert, sondern es kommen noch zwei Funktionskreise hinzu: Perikard (Herzbeutel), der in seiner Funktion das Herz schützt und daher in der TCM auch der „Beschützer“ des Herzens genannt wird, sowie den Dreifach-Erwärmer, der das funktionale Team der Atmung (Lunge) der Verdauung (Magen /Dünndarm), sowie die Ausscheidung (Dickdarm) positiv beeinflusst. Der Dreifach-Erwärmer gilt eigentlich zu Unrecht als „Nebenmeridian“, denn letztendlich stellt er sich als unglaublich kraftvoller, körpereigener Funktionskreislauf, dar, der unseren Organismus am Laufen erhält.
Der Regent Herz  des Feuerelements hat also bedeutungsvolle und starke „Minister“, die ihn unterstützen und ihm  zur Seite stehen.

Die Lebensmittel, die dem Feuer-Element zugeordnet sind, haben zwei Qualitäten: sie trocknen aus und leiten das Qi nach unten. Das bedeutet, sie unterstützen wesentlich die Verdauung  - vor allem von Fetten.
Die Bitterstoffe, die sich zB. durch das Grillen und Rösten von Lebensmitteln entwickeln, sowie in Getränken wie Schwarzer Tee oder Kaffee enthalten sind, trocknen aus. Zunächst sorgen sie für einen Energieschub, die geistige und körperliche Aktivität erhöht sich. Im Übermaß konsumiert, können sie jedoch rasch ins Gegenteil umschlagen und sorgen für eine Menge an Symptomen. Die bekanntesten hiervon sind: Nervosität, innere Unruhe, Stress, erhöhtes Aktivitätspotential und Schlafstörungen.


Das Schöne am Zyklus der Element für uns Menschen ist, dass der jährliche Zyklus der Elemente, in uns jedes Jahr aufs Neue die entsprechenden Gegebenheiten und Empfindungen auslöst - obwohl wir unserem Alter entsprechend ja stets einige Jahre in einer Wandlungsphase und einem Element verweilen.
Das heißt nichts anders als: jedes Jahr (er)leben wir die einzelnen Elemente auch in uns selbst, das Erwachens des Frühlings, die Freuden des Sommers  - aber auch ihre Schattenseiten können natürlich auf uns zutreffen.
Wie dem auch sei: wir sind Teil dieser wundervollen, herrlichen Natur! Was im Makrokosmos geschieht, geschieht auch in uns Menschen bis in die kleinste Zelle unseres Körpers...


Zusammenfassung der Wandlungsphase Feuer/ Sommer:

Jahreszeit: Sommer

Energetik: Zeit des Yang

Ernährung: Bitter

Zhineng Qigong-Übung: Ihr findet sie im Laufe der nächsten Woche hier auf unserer homepage. Viel Freude damit!


Ich wünsche Euch allen einen energiereichen, phantastischen Sommer!

Eure Andrea